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Hinrichtung kurz vor der Befreiung

Peter Schwarz wurde am 25.Oktober 1926 als Sohn des Fabrikarbeiters Peter Schwarz und seiner Frau Katharina, geborene Schmitz, in Siegburg geboren.

Bis September 1929 hat die kleine Familie zusammen gewohnt. Dann ist der Vater und eine Woche später die Mutter mit dem etwa dreijährigen Peter in getrennte Wohnungen gezogen. Am 5. Mai 1930 ist die Ehe vom Gericht in Bonn geschieden worden. Der Vater ist dann Ende Mai ins 12 Kilometer entfernte Wahlscheid und zum Jahresende 1930 nach Bonn gezogen. Die Mutter und Peter sind ab März 1930 in Köln gemeldet. 1933 ziehen sie in den Kölner Stadtteil Nippes und 1936 wieder in die Erftstraße in der Stadtmitte. 1933 heiratete die Mutter wieder und zwar Wilhelm Kratz. Als „Fliegergeschädigte“ mussten sie 1943 von Köln wieder nach Siegburg umziehen.

Peter Schwarz wird mit noch nicht einmal 18 Jahren am 1. April 1944 als Grenadier in die Stammkompanie Panzer-Ersatz-Abteilung 11 eingezogen. Später dient er in der Geschütz-Ersatz-und Ausbildungs-Kompanie für Panzergrenadiere 13. Als seine letzte Einheit ist die Jäger-Ersatz-Abteilung 13 in Stendal angegeben.

Der Wunsch, zu überleben, war die häufigste Ursache für Desertionen. Die Gründe für Desertionen waren selten ausdrücklich politisch, religiös oder moralisch motiviert. Häufig konnte ein Schlüsselerlebnis den Entschluss zur Fahnenflucht auslösen. Ein solches Erlebnis musste nicht politischer Natur sein, sondern konnte auch einen privaten oder zwischenmenschlichen Charakter haben wie zum Beispiel Nachrichten über Bombenangriffe in der Heimat oder den Tod von Angehörigen. Empörung über allgegenwärtige schikanöse Vorgesetzte war ebenfalls ein Motiv. Irgendwann ist dann der innere Druck, der Wunsch zu fliehen, größer als die Angst vor den eigenen Vorgesetzten. Nicht selten haben Soldaten – wenn ihnen kein Ausweg blieb beziehungsweise sie keine andere Lösung sahen – sich in den Selbstmord geflüchtet. Wir wissen nicht, was letztlich Peter Schwarz bewogen hat.

Am 10. April 1945 wird Peter Schwarz mit Urteil des Gerichts der Division Nr. 465, Standgericht Nr. 1/1945 zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag wird er im Ludwigsburger Favoritepark hingerichtet. An diesem Morgen sind bereits um 11 Uhr im freien Gelände bei den Favoritengärten und auf der Pferdekoppel der Marienwahl Granaten eingeschlagen – ohne größeren Schaden anzurichten. Ein zweiter Beschuss bis 12.30 Uhr mit 21 Granaten trifft etliche Gebäude in der Innenstadt. Im Laden von Uhrmacher Gössele explodiert eine Granate; auch zwischen Stadtkirche und Spielwaren Rees wird das Pflaster von einem Geschoss aufgerissen. An der Westseite des Residenzschlosses wird ein vier Meter großes Loch aufgerissen. Drei Tote sind nach dem Beschuss zu beklagen.

Bereits am 1. April war der Schießplatz Osterholz durch vier Spreng- und Brandbomben der Alliierten belegt worden. Es liegt die Vermutung nahe, dass man aus Sorge, ein einzelner Militär-LKW könnte auf der Fahrt ins Schießtal ein gutes Ziel für die alliierten Piloten abgeben, die Exekution in den Favoritepark verlegt hat. Um 18 Uhr dieses 10. April wird Peter Schwarz von einem Standgericht der Division 465 erschossen. Unter diesen Umständen wird man wohl kaum ein schriftliches Urteil finden. Beerdigt wird er zwei Tage später. Am 21. April rückt die französische Armee vom Osterholz kommend in der Stadt ein.

Der Stiefvater des jungen Peter Schwarz, Wilhelm Kratz, war bereits am 28. Dezember 1944 als Soldat gefallen. Sein leiblicher Vater Peter Schwarz kam im September 1945 aus dem Krieg zurück nach Siegburg.Quellen:
StadtA Ludwigsburg: L 67 Nr.039 und Nr.40 · Stadt Ludwigsburg, Stadtarchiv (Hrsg.): Dokumentation einer Ausstellung des Stadtarchivs Ludwigsburg im Kulturzentrum vom 5. Mai bis 22. Juni 1945, Ludwigsburg 1997
StALB EL 20/1 VI Bü 165
BArch B563-1 Kartei S-3581/515
Stadtverwaltung Siegburg Meldekarten Schwarz, Peter und Kratz, Wilhelm




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